Ingwer

Zingiber officinale

 

Ingwer ist vor allem als Gewürzpflanze bekannt und ist ein fester Bestandteil des Speiseplans in Ländern mit heißem und feuchtem Klima. Nicht nur der aromatische Geschmack sondern auch die appetitanregende, karminative (gegen Blähungen) und verdauungsfördernde Wirkung der Wurzelknolle hat dazu geführt, dass Ingwer sich weltweit seit Jahrhunderten als Gewürz- und Heilpflanze durchgesetzt hat. Als Nahrungsmittel ist Ingwer besonders wertvoll wegen des hohen Gehaltes an Kalium, Phosphor, Calcium, Magnesium, Natrium, Mangan und Selen sowie den Vitaminen A, B3, B6, C und Beta Carotin.

Die medizinische Wirkung von Ingwer ist seit Jahrtausenden der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) und der Indischen Medizin bekannt. Ingwer ist eine der am häufigsten benutzten Heilpflanzen in TCM- und Ayurvedischen Rezepturen.

Seine Heilwirkung verdankt der Ingwer den enthaltenen ätherischen Ölen, insbesondere den Gingerolen und Shogaolen sowie dem Gehalt an proteolytischen Enzymen.

Die Ingwerwurzel wird in der traditionellen Kräuterheilkunde verschiedener Kulturen für viele Beschwerden eingesetzt. In der TCM wird zwischen frischem und getrocknetem Ingwer unterschieden. Frischer Ingwer erwärmt demnach das Äußere, getrockneter Ingwer das Innere. In der Regel wird der getrocknete Ingwer verwendet. Die Natur des Ingwers ist scharf und heiß. Ingwer wirkt auf die Meridiane der Lunge, des Herzens, des Magens und der Milz. Nach TCM wird Ingwer bei Zuständen der Kälte von Milz und Magen mit folgenden Symptomen eingesetzt: Übelkeit, Erbrechen, Magenschmerzen und Durchfall; aber auch bei Störungen der Milzfunktion durch Yang-Mangel. Des Weiteren nutzt die TCM Ingwer bei einem Yang-Kollaps, um die innere Kälte zu beheben; bei akuten und chronischen Kälte-Zuständen der Lunge mit Husten, wässerigem oder weißem Auswurf sowie bei chronischen Blutungen, die ihre Ursache in Kälte-Zuständen haben. Generell ist das Krankheitsbild, bei dem Ingwer in der TCM eingesetzt wird, durch  Blässe, Kälte, vor allem kalte Gliedmaßen, blasses Blut und einem dünnen, matschigen Puls gekennzeichnet. Ingwer sollte nicht eingesetzt werden bei Yin-Mangel oder übermäßiger Hitze und bei Blutungen, die im Zusammenhang mit „heißem“ Blut stehen. Bei Schwangerschaft ist Ingwer ebenfalls kontraindiziert.

In der TCM werden kaum Einzelkräuter eingesetzt, so findet Ingwer meist seine Anwendung in verschiedenen Kräutermischungen. Auch wegen seiner stimulierenden Wirkung wird Ingwer vielen Kräutermischungen zugesetzt, um die Resorption anderer Kräuterwirkstoffe zu beschleunigen und sie schnell in den Blutkreislauf zu bringen.

In alten europäischen Kräuterbüchern wird Ingwer ähnlich der TCM als hitzig im dritten und feucht im ersten Grad beschrieben und ähnlich der TCM bei Kältezuständen des Magens empfohlen. Des Weiteren wird Ingwer bei Zahnschmerzen empfohlen (Lonicerus 1679). In der eklektischen Kräuterkunde wird Ingwer wegen seiner wärmenden und stimulierenden Wirkung benutzt, um den Kreislauf in Schwung zu bringen, bei Übelkeit und Reisekrankheit, bei Magen-Darm-Schmerzen, als Karminativum (Mittel gegen Blähungen) und Antispasmodikum (Mittel gegen Muskelkontraktionen) und als schweißtreibendes Mittel.

Auch in der westlichen und Traditionellen Chinesischen Veterinärmedizin wird Ingwer als Nahrungsergänzungs- und Heilmittel eingesetzt.

Eine besondere Bedeutung hat Ingwer als Antiphlogistikum in der Behandlung von Arthrose bei Pferden bekommen. Bei Hunden zeigt Ingwer den gleichen Wirkungskreis; man sollte jedoch schauen, dass der Hund sich nicht in einem Hitze-Zustand (im Sinne der TCM) befindet, keine Magengeschwüre oder akute Entzündungen des Magen-Darm- Traktes hat. Insbesondere ist bei der Behandlung von Arthrose darauf zu achten, dass es sich um eine Arthrose handelt, deren Beschwerden durch Wärme gelindert werden.

Nach den Lehren der TCM wäre eine pauschale Dauergabe von Ingwer bei jedem Tier, das z. B. unter Arthrose leidet, nicht zu empfehlen und wäre sogar bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert. Eine Dauergabe von Ingwer bei einem an Arthrose erkranktem Hund, dessen Gesamtbild einen Yin-Mangel ergibt, würde den gesamten Organismus mit der Zeit aus dem Gleichgewicht bringen. Der Hund würde eventuell eine oberflächliche Linderung der Arthroseschmerzen erleben, dafür aber wahrscheinlich an anderer Stelle erkranken. In der TCM wird bei der Zusammenstellung der Kräutermischungen der Gesamtzustand des Tieres berücksichtigt und durch die Gabe weiterer Kräuter eine derartige Verschiebung der Symptome verhindert.

Gegenanzeigen: Vor Operationen sollte kein Ingwer gegeben werden, weil er auch blutverdünnend wirkt. Deshalb sollte Ingwer auch nicht bei schwangeren Tieren eingesetzt werden. Große Gaben von Ingwer können Magen-Darm-Reizungen verursachen.

Ingwer kann in frischer Form und in kleinen Mengen der Hundenahrung zugesetzt werden, um die Verdauung und den Appetit anzuregen. Bei der Gabe von getrocknetem Ingwer sollte mit einer geringen Dosis begonnen werden (1 g / 10 kg KM), die dann je nach Verträglichkeit um das Doppelte erhöht werden kann. Unter Berücksichtigung der erhitzenden Eigenschaften des Ingwers sollte man es nicht als Dauerpräparat anwenden. Zur dauerhaften Gabe bei Arthrose sind ausgewogene Kräutermischungen besser geeignet.